Weg zur ersten eigenen Publikation

Der Weg zur ersten eigenen Publikation ist eigentlich gar nicht so schwer. Vieles ergibt sich und es gibt sowieso nicht DEN EINEN Weg. In diesem Beitrag möchte ich Euch aber kurz und knapp MEINEN Weg schildern – vielleicht ist es ja für den Einen oder die Andere Interessant. Stellt mir gerne Eure Fragen per Mail oder als Kommentar unter diesem Beitrag!

2021

Weg zur ersten eigenen Publikation - Tim Ritzheim
Ritzheim T, Kroke A, Trautmann W, Keller M (2021): Analyse und Optimierung des Speiseplans einer veganen Kindertageseinrichtung. Ernahrungs Umschau 2021; 68(4): 62–70. The English version of this article is available online: DOI: 10.4455/eu.2021.014

Vielleicht habt Ihr es ja mitbekommen oder hier unter Publikationen entdeckt – ich habe meine Bachelorarbeit nach langem Hin & Her in der Ernährungsumschau publiziert. Vielleicht fragen sich jetzt einige:

Wie schaffe ich den Weg zur ersten eigenen Publikation?

Zunächst einmal braucht Ihr etwas zum Publizieren – logisch. Bei mir war es meine Bachelorarbeit. Doch ein Thema dafür will erst einmal gefunden sein.

Thema finden

Während meines fortschreitenden Oecotrophologie-Studiums an der Hochschule Fulda ist mir immer mehr klar geworden, dass ich gerne kein gewöhnliches Thema in meiner Abschlussarbeit bearbeiten möchte. Ich wollte mich gerne mit veganer Ernährung befassen, da ich mich selbst immer pflanzenbasierter ernährte und es wirklich im Verhältnis sehr wenige Publikationen und Untersuchungen zu speziellen Themen der pflanzlichen Ernährung gab und bis heute gibt.

Was nicht heißen soll, dass es schlecht wäre sich ein vorgegebenes Thema rauszupicken. Im besten Fall interessiert einen das Thema ja größtenteils trotzdem und selbst wenn nicht – einige möchten ggf. auch einfach die Arbeit hinter sich bringen – koste es was es wolle. Letzteres wäre dann aber wohl keine gute Ausgangslage für eine anschließende Publikation.

Um jetzt aber in der Vielzahl an möglichen Themen das EINE Bachelorarbeitsthema zu finden, habe auch ich etwas recherchieren müssen. Zugegeben nicht allzulange. Tatsächlich hat mich die Klatsch-Presse dann relativ schnell auf mein letztliches Thema gebracht – Vegane Kinderernährung bzw. vegane Kitaverpflegung. Aber seht selbst:

Weg zur ersten eigenen Publikation - Vegane Kinderernährung - Vegane Kitas

2018 haben sich zwei Kindertageseinrichtungen, entgegen der nationalen Empfehlungen, dazu entschieden, ihr Verpflegungsprogramm rein pflanzlich – sprich vegan – zu gestalten. Eine davon ist der Kindergarten Erdlinge e.V. (Kita Erdlinge) aus München, der im November 2018 eröffnete. Die Einrichtung bietet Platz für zwölf bis 18 Kinder im Alter von knapp zwei bis sechs Jahren. Neben der hauseigenen Philosophie, die allgemeine Toleranz, die Umwelt-, Tier- und Menschenfreundlichkeit sowie die Rechte der Kinder zu stärken, legen die Betreiber einen besonderen Wert auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Durch ein vollwertiges pflanzliches Bio-Mittagessen soll der Grundstein für körperliche und geistige Gesundheit gelegt werden.

Darüber hinaus ermöglicht die vegane Verpflegung, unabhängig verschiedenster Weltanschauungen, Kindern das gleiche Essen anzubieten. Die Betreiber verweisen auf einen Artikel des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE), der bestätigt, dass die Deutschen im Durchschnitt zu wenig Obst und Gemüse essen. Mit einer rein pflanzlichen Mittagsverpflegung könnte so auch für mischköstlich ernährte Kinder der Obst- und Gemüseverzehr gesteigert und der Konsum tierischer Produkte auf die empfohlene Höchstmenge reduziert werden. Für vegan ernährte Kinder bietet die Einrichtung dagegen die Möglichkeit, eine gesunde und ausgewogene Mittagsmahlzeit zu erhalten, da die Kinder alternativ auf mitgebrachtes Essen oder oftmals nur auf die Beilagen einer mischköstlichen Menülinie angewiesen wären. (Aussagen der BetreiberInnen)

Letztendlich also ein sehr kontroverses Thema – ich wollte es so wissenschaftlich wie möglich angehen und einfach einmal schauen: Was essen denn die Kinder in der Kita eigentlich und wie ist das mit den Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr, heruntergebrachten auf die Mittagsverpflegung, vereinbar.

Wie ich dann genau vorgegangen bin, lest Ihr hier:

Ritzheim T, Kroke A, Trautmann W, Keller M (2021): Analyse und Optimierung des Speiseplans einer veganen Kindertageseinrichtung. Ernahrungs Umschau 2021; 68(4): 62–70. The English version of this article is available online: DOI: 10.4455/eu.2021.014

Nach der Arbeit ist (vielleicht) vor der Publikation

Wenn die Abschlussarbeit dann im Kasten ist, kann die Publikation vorbereitet werden. Möglicherweise hat Euer/Eure betreuende/r ProfessorIn schon die Empfehlung ausgesprochen, die Arbeit zu veröffentlichen oder Ihr geht einfach mit dem Publikationswunsch noch einmal direkt auf Ihn/Sie zu. Als ProfessorIn hat man im Leben schon einige Fachartikel veröffentlicht und weiß worauf es ankommt und ob es sinnvoll ist mit der Qualität und dem Thema der Arbeit eine Publikation anzustreben.

Bei mir war es ein wenig von Beidem. Da Veganismus in den Ernährungswissenschaften immer noch sehr stiefmütterlich behandelt wird, hatte ich für eine mögliche Zusammenarbeit über die Abschlussarbeit hinaus, direkt zwei Namen im Kopf.

Prof. Dr. Claus Leitzmann und Dr. Markus Keller. Zwei Koryphäen auf Ihrem Fachgebiet, der pflanzenbasierten Ernährung. Beide zusammen haben auch das Fachbuch Vegetarische und Vegane Ernährung* veröffentlicht.

Auf dem DGE-Kongress 2019 in Gießen (an meiner späteren Master-Universität) hatte ich dann die Möglichkeit mit beiden zu sprechen und Dr. Keller war direkt begeistert von dem neuen Themenfeld und meiner Arbeit. Im übrigen habe ich auch meine Betreuerin Frau Prof. Dr. Anja Kroke an der Hochschule Fulda damals explizit mit einem Hintergedanken kontaktiert. Sie war Co-Autorin beim kritischen DGE-Positionspapier zu veganer Ernährung. Ich wollte unter allen Umständen verhindern, als starker Befürworter einer pflanzenbasierten, teilweise sogar ausschließlich pflanzlichen Ernährung (letzteres zumindest für mich persönlich), die rosarote Brille in Bezug auf den Veganismus anzuhaben. Ich wollte so objektiv wie möglich an meine Arbeit herangehen (komplett unvoreingenommen ist man nämlich fast nie).

So kam es, dass mich nach Abschluss meiner Bachelorarbeit auch Frau Prof. Dr. Kroke darin bestärkte, eine Publikation in Zusammenarbeit mit Dr. Keller und dem Institut für pflanzenbasierte Ernährung (IFPE – damals IFANE) anzugehen. Dr. Keller und sein Team aber auf Frau Prof. Dr. Kroke hatten schon viele Erfahrungen mit eigenen Publikationen – gerade auch in den Themengebieten Veganismus & Co.

Wahl der Zeitschrift

Wenn klar ist, dass die Arbeit veröffentlicht werden soll, fehlt nur noch die Wahl der passenden Zeitschrift. Methodisch hochrangige Arbeiten mit Ergebnissen weltweiter Bedeutung, sollten auf jeden Fall in internationalen, wissenschaftlich-anerkannten, meist englischsprachigen Zeitschriften veröffentlicht werden.

Für eine Bachelorarbeit, die nach einer Hausarbeit ja die kleinste Stufe der wissenschaftlichen Arbeiten darstellt, kann auch eine geringere Einstiegshürde mit einer Publikation in einer deutschsprachigen Fachzeitschrift gewählt werden. Gerade die Ernährung-Umschau fördert oftmals Jung-WissenschaftlerInnen, indem sie diesen die Möglichkeit gibt, ihre Arbeiten dort zu präsentieren. Was nicht heißen soll, dass die Arbeiten, die dort veröffentlicht werden, einem geringeren Qualitätsanspruch unterliegen. Ganz im Gegenteil!

Auch in der Ernährungs-Umschau werden grundsätzlich (mit wenigen Ausnahmen) Arbeiten nach dem Peer-Review-Verfahren veröffentlicht. Dabei beurteilen GutachterInnen aus einem Team renommierter ExpertInnen Euer Manuskript, welches Ihr zur Publikation an den Verlag sendet. Akzeptierte Beiträge erscheinen mit Datum der Einsendung und der Annahme. Das ist hoher wissenschaftlicher Standard!

Auch hier unterstützen Euch aber auch Eure BetreuerInnen bzw. MentorInnen, die auf dem Gebiet der wissenschaftlichen Veröffentlichungen Erfahrungen haben. In meinem Fall waren wir uns alle einig, dass es die Ernährung-Umschau werden sollte.

Auf einem Dinner von NutritionHub, hatte ich bereits vor Fertigstellung meiner Bachelorarbeit, Stella Glogowski kennengelernt. Stella ist stellvertretende Chefredakteurin der Ernährung-Umschau. Ich habe Ihr von meiner Arbeit erzählt und sie hat damals schon gesagt, sie könne sich vorstellen, die Ergebnisse der Arbeit gemeinsam in der Ernährung-Umschau zu veröffentlichen. Dieser positive Kontakt und auch die Tatsache, dass es in der Arbeit um eine der ersten von zwei veganen Kitas in Deutschland ging, hat uns letztendlich dazu gebracht, die Arbeit in einem deutschsprachigen, ernährungswissenschaftlichen Fachmagazin zu veröffentlichen.

Weg zur ersten eigenen Publikation - Vegane Kinderernährung - Ernährungs-Umschau

Einreichen, GutachterInnen-Kommentare und Veröffentlichung

Ist die Wahl der Zeitschrift dann getroffen, geht es an das Einrechen. Ihr reicht also Euer Manuskript bei der jeweiligen Zeitschrift ein und wartet dann auf die Annahme, Nachbesserungsvorschläge oder eben die Absage. Solltet Ihr im Peer-Review-Verfahren veröffentlichen, gibt es eine (sozusagen) vorläufige Annahme zur Teilnahme an diesem Verfahren.

Euer Manuskript wird dann wie oben bereits erwähnt von GutachterInnen aus dem entsprechenden Fachgebiet geprüft und Ihr erhaltet das Manuskript in der Regel mindestens einmal zur Bearbeitung zurück. Ihr müsst dann die GutachterInnen-Kommentare einarbeitet, selbst kommentieren oder mit Begründung ablehnen und das Manuskript dann erneut Einrechen. Dieser Prozess kann auch gut und gerne (wie in meinem Fall) in einer zweiten Runde wiederholt werden, bis letztendlich Euer Manuskript angenommen oder endgültig abgelehnt wird. Das Ganze kann sich gut und gerne auch mal über bis zu 2 Jahre erstrecken.

Im Falle einer Annahme erhaltet Ihr dann den geplanten Veröffentlichungstermin und zeitnah noch die Einsicht in das Layout des fertigen Artikels. Dort könnt Ihr ebenfalls nochmal Kommentare machen, die dann vom Grafiker des Verlags umgesetzt werden, bevor der Artikel in den Druck geht.

Fazit

Eine eigene Veröffentlichung ist also gar nicht so schwer, selbst Bachelorarbeiten können aufbereitet und veröffentlicht werden, solange Sie vor und vor allem nach ausführlicher Begutachtung den Standards für gutes wissenschafltiches Arbeiten entsprechen. Ein bisschen Zeit solltet Ihr allerdings mitbringen. Meine Arbeit wurde im April 2021 veröffentlicht – die Bachelorarbeit habe ich im Sommer 2019 abgeschlossen. Mittlerweile (Juli 2021) schreibe ich bereits an meiner Masterarbeit.

Falls Ihr vorhabt selbst einmal – ggf. auch Eure Abschlussarbeiten – zu veröffentlichen, kann ich Euch Folgendes Raten. Sucht Euch einen Betreuer/eine Betreuerin und nach Abschluss der akademischen Arbeit möglicherweise einen externen Mentor/eine externe Mentorin, die im besten Fall schon in renommierten Fachzeitschriften zu ähnlichen Themen publiziert haben. Diese Personen haben Erfahrungen mit Publikationen und wissen worauf es ankommt. Sie haben Kontakte und können Euch jederzeit als Co-AutorInnen mit Rat & Tat zur Seite stehen, sollte es einmal auf dem Weg zur ersten eigenen Publikation haken.

Oder knüpft direkt auch schon zu Beginn Eures Vorhabens, auch in der Konzeptionsphase, eigene Kontakte. Zum Beispiel über eine unverbindliche Anfrage bei der Ernährungs-Umschau oder mit einer Mail an NutritionHub.

Und damit viel Spaß beim Publizieren. Ich für meinen Teil möchte gerne in Zukunft noch mehr auf der Seite Publikationen auflisten können.


PS: Falls Ihr die Ernährungs-Umschau noch nicht abonniert habt, könnt Ihr das gerne hier* tun. Hier würde es mich freuen, wenn Ihr mich im Formular unter Premienempfänger angeben würdet. Meine Adressdaten findet Ihr im Impressum. Es lohnt sich!

Und noch ein Tipp dazu: Als StudentIn empfehle ich Euch die studentische DGE-Mitgliedschaft. Für nur 61 Euro im Jahr kommt Ihr so als DGE-Mitglied praktisch kostenlos auf den DGE-Kongress und erhaltet zusätzlich noch die Ernährungs-Umschau als Organ der DGE (ist beides in der Mitgliedschaft enthalten).


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